Sonntag, 19. Mai 2013

Arbeit und das Meer

Immer wenn wir am Urlaub am Meer waren, haben wir die Leute  beneidet, die dort am Meer wohnen, leben und ihrer Arbeit nachgehen. Doch nun merke und erlebe ich, dass, wenn ich so meiner täglichen Arbeit nachgehe, zwar das Meer sehe, aber garnicht das Gefühl von Sonne, Strand und Meer so habe, wie zu Zeiten des Urlaubes. Diese Erfahrung ist etwas ernüchternd.
Nun, unsere Arbeit ist ja auch nicht Urlaub. Und das verschmutzte Wasser lädt auch wirklich nicht zum Baden ein.

Trinkwasser

Glücklicherweise hat GAiN zu Beginn seiner Arbeit einen Brunnen gebohrt, bei dem das Wasser mit eigenem Druck nach oben kommt und uns alle ohne zusätzliche Pumpe mit Wasser versorgt. Das Wasser kommt wohl unterirdisch von den Bergen und hat eine gute Qualität. Raphael hat das Wasser testen lassen. Da die Rohre aber alt sind, hat GAiN von einer spanischen Firma eine mit Solarenergie betriebene Wasserfilteranlage (H2Optima) gespendet bekommen .Diese liefert gutes Trinkwasser an einer Zapfstelle auf dem Gelände- für  alle erreichbar, die sich hier gutes Wasser holen wollen.

Wasserbrunen, bei denen das Wasser mitels eigenem Druck nach ober kommt, gibt es im Dorf an verschiedenen Stellen. Da dieses, für uns in Deutschland kostbare Nass, aber so reichlich sprudelt, werden an diesen öffentlichen Zapfstellen die Hähne oft nicht abgedreht, und das Wassser läuft, und läuft, ....

Das tut weh, aber in Deutschland wird ja auch schon oft gesagt, wir bräuchten nicht so Wasser sparen, zum einen sei genügend da, zum anderen würden unsere Kläranlagen mehr Wasser. benötigen. Wie mans macht, kann falsch sein.

Elektrizität

Grundlegend für die Stromversorgung sollte der sogenannte "City-Strom" sein, der aus Port au Prince kommt. Aus welchem Kraftwerk er kommt, bzw. wie er produziert wird, konnten wir noch nicht in Erfahrung bringen. Doch dieser Strom kommt nur wenige Stunden in der Nacht und selten am Tag.
Daher hat GAiN einen Dieselgenerator hergestellt, mit dem wir Strom zu ganz bestimmten Zeiten
produzieren (6-8; 13-14; 19-21). Die wenigen Stunden deshalb, weil der Diesel sehr teuer ist.

Um darüber hinaus noch Zeiten mit Strom zu haben, werden während der Dieselgenerator läuft, 8 hinter einander geschaltete Batterien geladen, die mittels eines "Inverters" je nach Ladungsstärke  für  weitere1-3 Stunden die Stromversorgung aufrecht erhalten können. Die Dauer hängt natürlich davon ab, wieviel Strom gerade verbraucht wird.

Die Umschaltung geschieht manuell. Gibt es Citystrom, dann Generator oder Inverter abschalten.
Wird zur Nacht der Inverter abgeschaltet,  muss ein Hebel so umgelegt werden, dass evtl. kommender Citystrom genutzt werden  kann oder eben ab 6.00 Uhr morgens der Generator die Batterien wieder aufladen kann.
Die Batterien und der Inverter befindet sich in unserem Haus, der Hebel zum Umschalten an der
Außenwand.

Diese Logistik, was muss wann ein- oder umgeschaltet werden, habe ich inzwisschen verstanden.
Der Leiter des Heimes, Pastor Arnell, und wir Freiwillige sind für dieses Ein- und Umschalten verantwortlich. Eine automatisch arbeitende elektronische Schalttechnik wäre hilfreich.

Freitag, 17. Mai 2013

Abkühlung

Es ist Freitagabend, 21.40 Uhr, draußen gewittert es, ein kühler Wind geht - wir atmen auf und geniessen die frische, kühle Brise - bei offener Tür und offenen  Fenstern.
Und eine weitere gute Nachricht: Roswitha geht es seit heute wieder richtig besser. Die Krankheit , welche es auch immer war, scheint überwunden sein . Sie hat wieder Appetit und Lebensfreude.
Wir sind sehr froh darüber und dankbar. So konnte heute auch das erste Arbeitsgespräch mit Pastor Cherie, dem Verantwortlichen von der Pfingstkirche für das Kinderheim mit uns stattfinden. Wir erfuhren dabei, dass nicht alle Kinder und Jugendliche Waisen sind, sondern manche haben ein Elternteil oder sogar Eltern. Durch das Erdbeben bedingt sind manche Eltern aufgrund ihrer veränderten Lebens- und Wohnsituation nicht in der Lage, ihre/oder alle ihrer Kinder zu Hause zu haben und zu versorgen. Darum hat die das Kinderheim tragende Pfingstkirche beschlossen, auch solche Kinder in das Heim aufzunehmen. Zur Zeit leben hier auch ca. 20 über 18- jährige, die aufgrund neuerer staatlicher Gesetze nicht länger auf dem Gelände eines Kinder- und Jugendheimes leben dürfen. Im Juni müssen sie aus- und wegziehen. Ein Komitee, dem auch Roswitha angehören soll,  versucht  Unterkünfte - evtl. bei Verwandten - und entsprechende Schulen zu finden. Das Schulgeld wird bis zum Abschluss von der Kirche/GAiN bezahlt. Diese neue Lebensphase wird sicher hart werden für die jungen Erwachsenen, aber eigentlich wird es auch Zeit, dass sie lernen selbständig  zu werden. Außerdem gibt es für solche, die eine Ausbildung oder ein Studium beginnen,  ein Ausbildungsförderprogramm, das von Sponsoren/-innen aus Deutschland über GAiN finanziert werden soll. Auch hier wird Roswitha mitwirken.

Mit dem vor Ort befindlichen Leiter des Kinderheimes,  Pastor Arnell, haben wir fast täglichen Kontakt. Er ist unser Ansprechpartner in vielen praktischen Dingen und Fragen. Er ist auch verantwortlich für die Gottesdienste an den Sonntagen und die Gebets- und Singabende unter der Woche. Bei diesen Veranstaltungen geht es recht lebendig zu. Zum einen wird recht laut und engagiert gebetet, gesungen und gepredigt. Das Mikrofon, der Verstärker und die Lautsprecherboxen sind wichtige Hilfsmittel. Als der Strom mal ausfiel, war plötzlich die Wortgewaltigkeit sehr geschwächt. Das Kyboard und das Schlagzeug gehören zum festen musikalischen Bestandteil eines Gottesdienstes. Jugendliche und Teenager sind hierbei beteiligt. 
In der Regel sprechen und singen sie kreolisch oder französisch. Das kreolische ist eine Vereinfachung der französischen Sprache. Vergangenen Sonntag konnte ich in ein Gesangbuch mit hineinschauen und dadurch doch etwas von dem verstehen, was gesungen wurde.
Apropo Sprache: Mit den leitenden Leuten verständigen wir uns mit englisch. Wann immer möglich versuche ich meine fast vergessenenen Kenntnisse der französischen Sprache zu reaktivieren.

Gegenwärtig spinnt der Strom (wohl wegen dem Gewitter. So mache ich schnell Schluss, bevor das internet auch hängen bleibt.

Dienstag, 14. Mai 2013

Wie es uns geht

In Port au Prince, bei unserer Ankunft hat uns gleich die Hitze in Beschlag genommen. Trotz gelegentlicher nächtlicher recht starker Regenfälle ist es tagsüber und auch des Nachts heiß und schwül. Mir, Werner macht das nicht so viel aus, doch für Roswitha ist die Hitze eine große Belastung. Die Ventilatoren schaffen zwar etwas Abhilfe, aber nicht immer ist Strom vorhanden.
Ab vergangenen Mittwoch ging es Roswitha sehr schlecht. Donnerstagabend fuhren wir zum Arzt ins Krankenhaus nach Leogane. Sie wurde gleich für eine Nacht dort behalten und mich auch gleich dazu, weil es in diesem Krankenhaus keine Fürsorge für Patienten gibt. Das müssen die Angehörigen Tag und Nacht tun. Glücklicherweise haben die Tests am nächsten Tag ergeben, dass es kein Malaria und auch nicht das Dengy-Fieber ist, wenngleich die Symptome sehr nach dem Dengy-Fieber aussehen. Leider geht es ihr immer noch nicht gut.

Das Freiwilligenteam und die einheimischen Mitarbeitenden

Wie bisher schon beschrieben, haben  uns zwei freiwillige Helfer verlassen, weil ihre Zeit abgelaufen war. Jetzt sind außer uns noch Caspar und Raphael da, zwei junge Freiwillige aus Deutschland. Wir verstehen uns super und arbeiten gut zusammen. Da wir in dem Flachbau mit Essraum und Küche wohnen, nehmen wir das Frühstück (6.00 Uhr) und das Abendessen (18.00) hier bei uns ein. Das Mittagessen bekommen wir von einer einheimischen Frau gekocht, wie auch die  9 einheimischen Mitarbeitenden. Sie bilden das Maurerteam., von denen einer der Vorarbeiter ist, einer unser Übersetzer, insbesondere bei den Morgenandachten und einer ist unser Fahrer, der Besorgungen macht oder mit uns in die Stadt fährt, wenn notwendig. Zur Zeit wird noch am Gästehaus und dem Schlafgebäude für die Mädchen gearbeitet. Demnächst beginnen die Arbeiten am Schlafhaus für die Jungen. Diese Arbeiten werden wahrscheinlich 2 Monate in Anspruch nehmen.
Die zwei Freiwilligen, zusammen mit uns, sind quasi für den Innenausbau des Gästehauses verantwortlich, aber auch auf dem Gelände tätig, um Wasserlöcher trocken zu legen, und vieles andere mehr. Dazu gehört auch das Sichten und Sortieren der Materialien, die von GAiN per Container hierher verschifft wurden.
Zu weiteren  Aufgaben, insbesondere für Roswitha, schreiben wir später.

Sonne, Meer und Segelboot

Das Kinderheim, wie auch das Dorf Ca Ira, liegen direkt am Meer, dem Karibischen Meer. Das  Wasser wirkt jetzt viel freundlicher und sauberer, als im März, nachdem es durch Stürme recht aufgewühlt war. Jetzt, es ist 22.00 Uhr Ortszeit, es weht eine leichte Brise vom Meer her, in unser Zimmer. Ohne sie wäre es jetzt noch viel heißer, wir haben 29.9 Grad am offenen Fenster.
Als Jo am vergangenen Sonntag zum Abschluss seines Aufenthaltes mit uns segeln wollte, war kein Wind da. So haben wir vom Segelboot aus gebadet, ca. 500 m vom Strand weg. Weil der Strand über eine weite  Strecke sehr flach ist, musste er sehr weit draußen vor Anker gehen. So sind wir unverhoffter Weise einmal zum Baden gekommen, denn direkt am Strand ist das Wasser zu schmutzig, um zu baden.

Die ersten beiden Wochen

Die erste Woche war gefüllt mit der Einführung in das Leben und in die Arbeit als Ganzes und die Aufgaben im Speziellen, die wir übernehmen werden, bzw. jetzt übernommen haben.
Art, der bisherige Bauleiter, Amerikaner, aber meist in Lettland lebend, hat uns in alle anstehenden  
       bautechnischen Aufgaben eingewiesen.
Raphael kam zusammen mit dem Chef von GAiN einige Tage nach uns an und hat uns in alle organisatorischen, technischen, finanziellen und personellen Dinge eingeführt.  
Am Sonntag, den 5. Mai flogen Raphael und sein Chef wieder nach Deutschland. Tagszuvor war
Art nach Boston abgereist.
Jo, ein Freiwilliger, der seit März hier beim Bau mithalf, ist auch wieder abgereist -auf seine Weise.
Jo ist vor Jahren aus Deutschland nach Australien ausgewandert. Mit seinem Segelboot macht er
zur Zeit eine Weltreise und hatte eben hier mal vor unserem Kinderheim an der Küste den Anker gworfen, um mitzuhelfen. Als Dachdecker war er eine grosse Hilfe. Und die Welt ist klein: Im Gespräch hat sich herausgestellt, dass wir seinen Vater kennen. In meiner Zeit als Jugendpastor hatten wir Kontakte mit den für  die Jugendarbeit zuständigen Pastoren der anderen Freikirchen in Rheinland-Pfalz. Und einer davon war/sein Vater. Jetzt ist Jo schon in Jamaika angelangt, so haben wir erfahren. Noch vor den Hurrikans hier in de Karibik will er in Panama sein. Durch den Panama - Kanal geht sein Weg weiter über den Pazifik nach Australien. Das ist Jo.

Kinderheim in Ca Ira bei Leogane

Das Kinderheim, 1988 von der "Church of God of Prophecy" in einer ehemaligen Hotelanlage gegründet, wurde im Januar 2010 von einem Erdbeben fast völlig zerstört. 5 Kinder und 3 Lehrer sind damals umgekommen.
Das Hilfswerk "Global Aid Network" (GAiN), bei dem unser Sohn Raphael arbeitet, hat es sich für zur Aufgabe gemacht, der Kirche bei dem Aufbau der Gebäude des Kinderheimes zu helfen. Für diese Arbeit braucht  GAiN leitende Leute vor Ort. Und diese Aufgabe haben wir für ca. 4.5 Monate übernommen.
Ca. 50 Kinder leben momentan hier in provisorischen Unterkünften und  gehen tagsüber zur Schule in einem ebenfalls provisorischen Gebäude auf  unserem Gelände. In die Schule kommen auch Kinder aus dem Dorf Ca Ira. Während der Schulzeit ist das Gelände geprägt von der blauweißen                      Schulbekleidung und den Schleifchen, die die Mädchen in ihre Haare flechten.
Das Gelände ist allerdings eine einzige Baustelle. Die Kinder und Jugendlichen finden das wohl ganz toll, weil sie überall  rumspringen. Wenn es stark regnet, wie zur Zeit meist nachts, steht das Wasser vor der Schule, so  dass mittels Steinen ein kleiner Steg gebaut wird, damit die Schülerinnen und Schüler mit ihren hochpolierten Schuhen und hübschen Söckchen,  trockenen Fußes in ihre Klassenräume kommen.

Angekommen

Unsere Anreise nach Haiti über New York verlief problemlos. In New York wurden wurden wir von Hartmut und Astalina, Mitglieder unserer Enkenbacher Mennonitengemeinde, die beruflich bedingt seit einigen Jahren in den USA leben, abgeholt. Sie gaben uns eine sightseeing tour durch Manhattan und den Times Square. Nach einer kurzen Nacht brachten sie uns wieder zum Flughafen und weiter ging es bis Porto au Prince, der Hauptstadt von Haiti.
Mitarbeiter von unserer Einsatzstelle holten uns ab und seitdem sind wir hier an dem Ort, den wir
Anfang März besuchten, um die Arbeit hier kennen zu lernen.