Samstag, 31. August 2013

Donnerstag, 29. August 2013

In der Zielgerade

Seit Samstag, den 24. August ist die österreichische Gruppe bei uns. Am Sonntag waren wir nach dem Gottesdienst zum Strand gerfahren und erlebten einen sonnig-heißen Badenachmittag. Am Montag begann dann die Arbeit. Die neun Leute, Jugendliche und Erwachsene, sind voll motiviert und setzen sich ganz toll ein. Im Gästehaus gab es noch zu streichen, für die Küche die elektrischen Leitungen zu verlegen und Dosen zu setzen, für die Kinder wurde die Schaukel repariert und der Basketballkorb wieder installiert, und vieles mehr. Als Großprojekte gelten die Herstellung und der Einbau der Küche im Gästehaus durch die dieser Arbeit kundigen Leute und die Kastrierung unserer Hunde (Weibchen und Männchen) durch den in der Gruppe befindlichen Tierarzt. Heute bekam er den Aufrag im Dorf zwei Hunde zu kastrieren. Wir freuen uns, dass wir in Zukunft nicht mehr durch Gebell geweckt werden, sondern durch Gesang. Ansonsten werden in den nächsten verbleibenden Tage die Räume im Dorm 1 gestrichen. Morgen fahren wir mit den Kindern nochmals an einen anderen Strand und am Donnerstag nächster Woche fliegt die Gruppe schon wieder nach Hause. Dann werden wir noch aufräumen, letzte Dinge erledigen und die Arbeit an unseren Nachfolger übergeben, der am Sonntag mit Raphael kommt. Außerdem wird ab Samstag für einen Monat eine Praktikantin hier sein und am Sonntag eine junge Frau mit Erzieherinnneausbildung für ein ganzes Jahr hierher kommen. Die Kinder, aber auch die Erwachsenen, werden sich wieder auf neue Leute einstellen müssen. Unser Nachfolger allerdings, Art genannt, war schon öfters hier, ist ein alter Hase und den Kindern wie Erwachsenen wohl bekannt.

Abschiedsstimmung

Heute Abend gab es  eine spontane Fotosession mit Kindern. Sie wissen, dass unser Abschied naht und so ergab es sich, dass Roswitha Fotos machte, dekoriert teils mit Hüten oder Kravatten, in den verschiedensten Posen und Zusammenstellungen. Es war richtig spaßig, obwohl sie traurig sind, dass wir gehen. Dieses Kommen und Gehen von immer anderen Personen ist für die Kinder nicht einfach zu verkraften. Wehmütig sprechen sie vorigen Mitarbeitenden, die da waren. Hat man sich mehr und mehr genähert, Zutrauen gefaßt, steht eine Trennung schon wieder bevor. Wir merken, dass uns der Abschied auch nicht leicht fällt. Beziehungen sind entstanden, die gerade in den letzten Wochen stärker wurden - und nun heißt es Abschied nehmen.

Samstag, 24. August 2013

Die Freiwilligen aus Österreich sind da

Gestern, am Freitag, haben wir noch alles gereinigt und gerichtet und heute haben wir sie, die Gruppe aus Österreich,  vom Flughafen abgeholt. Die Fahrt vom Flughafen durch die Stadt gibt allen, die das Land noch nicht kennen, einen ersten intensiven und auch verwirrenden Eindruck: Die Gerüche, der Lärm, die Hitze, der Staub, das Marktgeschehen, die Stände und Menschen am Straßenrand, die Gegensätze, u.v.m. Sie haben Quartier bezogen im Gästehaus und sind ganz glücklich über diese Unterbringung. Am Donnerstag konnten wir noch schnell eine Sitzgarnitur aus einheimischer Produktion kaufen, die ganz gut in den Raum hineinpaßt. Nur der Kühlschrank fehlt noch, und natürlich die Küche. Diese wird von Zweien aus der Gruppe angefertigt werden. Andere werden Wände streichen, Löcher für Wanddosen in Wände klopfen/stemmen und vieles mehr. Morgen ist nach dem Gottesdienst ein Ausflug an einen Strand geplant, mit Picknick. Am Montag beginnt die Arbeit.

Bekleidung

In einem der letztern posts haben wir ja die konservativen Mennoniten in Port de Paix bedauert wegen ihrer für dieses Klima unpassenden Bekleidung. Aber vielleicht paßt diese Bekleidung doch in die haitianische Gepflogenheit, sich in der größten Hitze warm anzuziehen. Dazu gehören: Wollmütze, kurz-oder langärmelige Hemden, lange Hosen und ...  Strümpfe. Selbstverständlich laufen auch viele ohne Strümpfe und/oder sogar barfuss herum  - oder sonstwo leichter bekleidet. Aber es fällt auf. In kurzen Hosen laufen fast auschließlich weiße Männer herum.
Wir sind sehr froh, dass wir uns hier im Bereich des Kinderheimes nicht so bedeckt anziehen müssen, wie es in den Vorinformationen stand. Ich (Werner) trage immer kurze Hosen und shirts ohne Ärmel - und Strümpfe auch nur 2-3 mal als es mal abends etwas kühler (28 C) wurde. Bei der Arbeit trage ich sehr oft "oben ohne", denn in  diesem feuchtheißen Klima wird meine Bekleidung während der Arbeit ganz schnell klitschnass. Ich fühle mich wie in der Sauna.

Wiederaufforstung

Unser Besuch beim MCC in Desarmes begann am Donnerstag mit einer kurzen Autofahrt und einer viel längeren Wanderung in die Berge - mit drei Leuten aus dem Mitarbeiterstab des MCC. Wenn wir nun gedacht haben, dass wir nur bei Autofahrten Flüsse durchqueren mußten, so wurden wir eines anderen belehrt. Wir durchquerten einen kleinen Fluss, welcher schönes frisches Wasser führte und unsere Füße erfrischte. Wir hatten zwar für eine Wanderung nicht die richtigen Schuhe an, aber dafür war unsere leichte Fußbekleidung bestens geeignet bei einer Flussdurchquerung nass zu werden. Unsere Begleiter dagegen mußen sich erst ihrer Turnschuhe und Strümpfe entledigen und ihre Füße hinterher wieder trocknen. Aber das nur nebenbei.
Die Aufforstung geschieht in folgender Weise: Ein Grundstückbesitzer meldet sich beim MCC und bittet um Hilfe bei der Aufforstung. Die Hilfe ist an folgende Bedingungen geknüpft: Er muss Seminare besuchen, um die Baumarten und die Pflege kennen zu lernen, er muss einen Zaun um sein Grundstück ziehen, damit Ziegen, etc. die jungen Baumpflanzen nicht abfressen, u.a.m. Er bekommt einige Pflanzen geschenkt, die anderen muss er kaufen. Unter der Obhut der fachkundigen Mitarbeiter des MCC pflegt er seinen Wald, entscheidet wie und wann Bäume oder Triebe abgeschnitten werden, damit sie besser wachsen. Die Früchte der gepflantzen Obstbäume kann er auf dem Markt verkaufen und sich auf diese Weise einen kleinen Lebensunterhalt erwirtschaften. Auch Holz kann er aus seinem Wald "ernten" und verkaufen. Viele solcher privater Wäldchen sind inzwischen entstanden. Diese Aufforstungsarbeit wird von einem einheimischen Komitee verwaltet und geleitet. Es wird also nicht einfach irgendwo wild drauflosgepflanzt, sondern durch diese Struktur sichergestellt, dass die Bepflanzung gepflegt und gehegt wird, also Bestand hat.

Mittwoch, 21. August 2013

Besuch beim Mennonite Central Committee (MCC)

Unsere Erlebenisse von Port de Paix und die Fahrt nach Gonaives liegen noch nicht lange zurück, so gibt es schon wieder Neues zu berichten. Wir befinden uns jetzt in Desarmes, gelegen zwischen Port au Prince und Gonaives, in einem fruchtbaren Tal, in dem viel Reis angebaut wird. In Desarmes hat das MCC ein vielfältiges ländliches Entwicklungsprojekt . Heute Nachmittag haben wir eine der vielen Baumschulen besucht, die das MCC initiiert hat und unterhält. Geleitet wird jede Baumschule von einem Komitee, das in großer Selbständigkeit das Projekt durchführt. Wenn die Planzen ein paar Monate alt sind, bekommt jeder, der eine Pflanze haben möchte, eine geschenkt. Wer mehr Pflanzen haben möchte, muss einen Betrag bezahlen. Damit finanzieren sich die Baumschulen. Gezogen werden Früchtbäume (Zitronen, Apfelsinen, Avokados, Mangos, Papayas, etc.), Bäume zur Aufforstung und Holznutzung, sowie der "Gesundheitsbaum" Moringa.
Morgen unternehmen wir eine Besichtung einer Anpflanzung in den Bergen, per Auto und zu Fuß.

Mennos in Port de Paix entdeckt

In Port de Paix bogen wir auf unserer städtekundlichen Tour in eine Straße ein und lasen zu unserem Erstaunen "Rue Mennonite"- eglise de Paix. Hinter einer hohen Mauer würde eine mennonitische Kirche stehen und der Pastor würde gegenüber wohnen, so sagten uns Nachbarn. Wir klopften, keiner da. Stunden später sind wir nochmals vorbei gefahren- und siehe, jetzt war jemand da. Es öffnete uns kein schwarzer haitianischer Pastor, sondern ein junger weißer Amerikaner. Mit seiner Familie ist er schon seit zwei Jahren hier als Leiter der kleinen mennonitischen Schule. Der Pastor, ebenfalls Amerikaner, würde weiter weg wohnen. Kurz und gut: Sie kommen aus einer mennonitischen konservativen Gruppe aus  Ohia/Michigan. Sie, die Frau, gekleidet mit einem blauen fußlangen Kleid, schwarzen Strümpfen und einer weißen Haupe auf dem Kopf. Er schon etwas moderner, aber auch mit Strümpfen bekleidet. Und das bei dieser Hitze mit 35 Grad im Schatten. Für uns unvorstellbar. Das kalte Wasser, das sie uns zum Trinken reichten, schmeckte unglaublich erfrischend. In der Kirche, die er uns dann zeigte, sitzen Frauen und Männer entsprechend ihren traditionellen Regeln getrennt. Die Gemeinde zählt ca. 50 Mitglieder. Was soll man dazu sagen? Da werden traditionelle religiöse Regeln in ein anderes Land exportiert, Regeln, die es früher bei uns auch mal gab, und nun übernehmen die haitianischen Gemeindeglieder diese Regeln/Gesetze. Ob diese nun auch die Kleiderordnung übernommen haben, bzw. als neue Gemeindeglieder übernehmen, wissen wir nicht. Haben wir vergessen zu fragen. Leider hatten wir auch nicht gefragt, ob wir in deren Gästewohnung übernachten könnten. Hätten wir das getan, wäre es nicht zur "Fahrt in die Nacht" gekommen. Hätte uns einiges an Nerven erspart.
Wie kam es zur Gemeindegründung?
Ein Haitianer arbeitete in den USA, wurde zu Gottesdiensten eingeladen und wurde mennonitischer Christ. Auf den Hinweis hin, er solle doch wieder zurück nach Haiti zu seiner Familie, antwortete er: Wenn von euch welche als Missionare mitkommen, dann gehe ich zurück. Die Gemeinde entsandte Missionare nach Port de Paix. Dies war vor 20 Jahren. So die Geschichte, warum diese kleine konservative mennonitische Gruppe in den USA eine Missionsgemeinde in Port de Paix in Haiti unterhält.

Eine Fahrt in die Nacht

Im letzten "post" haben wir versäumt zu erklären, dass Port de Paix ganz im Norden liegt. Haiti muss man sich mit der Handfläche und zwei nach Westen ragenden Fingern vorstellen. Zwischen den Fingern liegt der `"Golfe de la Gonave". So hat Haiti außer der Landgrenze zur Dominikanischen Republik sehr, sehr viel Küste.
Also, wir waren in Port de Paix, und nicht richtig beachtend, dass es schon später Nachmittag war und wir nicht wußten, dass die Straße mal wieder eine Schotterstraße sei, fuhren wir los. Es ging bergauf, bergab, meist grober Schotter im Sinne von großen Kieselsteinen, so dass meist nur im 2. Gang gefahren werden konnte. Es wurde dämmrig, es ging durch Flüsse, die Strecke zog sich und es wurde klar, wir erreichen unser Ziel, Gonaives nicht. Dazu kommt, dass es meist keine Straßenbeleuchtung gibt. und meist auch keine Ortsschilder. In einem Städtchen, dessen Namen wir nicht kannten,  fanden wir ein Hotel, dieses Mal mit Hilfe von Methodisten, die gerade noch in ihrer Kiche waren. So legten wir ungeplanter Weise in "Gros Morne", wie wir später erfuhren einen Halt ein und fuhren erst am nächsten Morgen weiter - natürlich immer noch Schotterstraße. In Gonaives angekommen, fuhren wir an einen Strand und gönnten uns einen entspannten und sonnendurch-tränkten Nachmittag im wunderbaren klaren karibischen Meer.

Montag, 19. August 2013

Inselerkundigung

Bevor die Freiwilligengruppe aus Österreich kommt und unsere letzte Etappe unseres Hierseins beginnt, haben wir uns für ein  paar Tage auf Reisen gemacht. Wir wollen noch etwas mehr vom Land sehen, etwas entspannen, uns von Freunden verabschieden und ein Projektbesuch beim Mennonite Central Committee (MCC) machen.
Am Samstag sind wir nach Gonaives (nördlich von Port au Prince) gefahren und haben dort im Gästehaus des Kinderheimes, in dem Familie Wittmer arbeitet, übernachtet. Am Sonntag haben wir den westlichen Teil des Nordens von Haiti erkundet. Da wir aber nur Schotterstraßen vorfanden, mußten wir unsere Tour abkürzen. Am Abend trafen wir in Port de Paix ein und machten uns auf die Suche nach einer Unterkunft/Hotel. Dabei kamen wir an einer Baptistenkirche vorbei, aus der gerade die Leute kamen. Wir fragten nach einem Hotel und ein Pastor fuhr mit seinem Motorrad voraus und brachte uns zu einem Hotel, auf dessen Terrasse wir gerade gefrühstückt haben, diesen blog schreiben und uns gleich auf den Wege machen. Heute Abend wollen wir wieder in Gonaives sein, um uns dann morgen in Desarmes mit Kurt vom MCC zu treffen, der uns das MCC-Projekt der ländlichen Entwicklung zeigen wird.

Montag, 12. August 2013

Noch was zum Thema Fahrzeuge

Am Straßenrand findet man immer wieder Reifendienste. Das sind am Straßenrand befindliche kleine Hütten, davor ein paar Reifen aufgestapelt als Hinweisschild und einen Kompressor. Wer Luft braucht, hält am Straßenrand an und läßt für 25 Gourdes (ca. 50 Cent) Luft aufpumpen. Zuerst muss der Benzinkompressor mittels aufgerolltes Ziehband angeworfen werden, dann wird einfach das Ventil rausgeschraubt, Schlauch in Blitzesschnelle draufgesetzt und so lange gepumpt bis der Kunde meint, es sei genug. Einen Luftddruckmesser habe ich erst ein Mal gesehen. Dann wird ebenso blitzschnell der Schlauch weggenommen und das Ventil reinsgeschraubt. Dabei geht etwas Luft verloren, doch das macht nichts. Ich bin  über diess Handfertigkeit immer wieder erstaunt, denn mir würde das Ventil mindestens beim Reinschrauben aus der Hand fallen und bis ich es endlich drin hätte, wäre die Luft wohl draußen.
Beim Reparieren von Löchern in Schläuchen wird Feuer benützt, das den Reifen und den Flicken erhitzt, sodass beide miteinander verschmelzen- eine Pressse preßt das ganze zusammen.
Schlauchlose Reifen werden geflickt, indem bestimmte getrocknete Pflanzenteile mittels eines Dorns in das Loch im Mantel gedrückt werden. Das Material würde sich noch ausdehen und so das Loch ziemlich fest verstopfen, wird gesagt. Es scheint zu funktionieren, denn auch so mancher unserer Reifen enthält ein bis mehrere solcher Büschelenden, die rausschauen. Und wenn der Reifen immer etwas Luft verliert, ist das ja nicht weiter gefährlich und schlimm, denn dann hält man halt beim nächsten  "Reifenservice" an. All Zeit gute Fahrt!

Donnerstag, 8. August 2013

Taxidienste

Im gestrigen Bericht haben wir drei weitere wesentliche Elemente des Straßenlebens vergessen.
Zum einen sind dies die Motorräder, die als Taxi auf Kundschaft warten und wie die Wilden durch die Straßen flitzen, sich schlängeln, verbunden mit viel, viel Gehube. Ganze Rudel von solchen Motorräder Taxis stehen an bestimmten Straßenecken. Viele Menschen lassen sich zum Einkauf   fahren und nach getätigtem Einkauf wird vollbepackt mit einem Mororradtaxi wieder zurück-gefahren. Die Gassen in den Marktbereichen sind eh schon eng. Und da fahren die Motorradtaxis hin und her - und nicht vergessen, mit viel Gehube, was heißen soll: Platz da, ich/wir wollen durch.
Eine weitere Besonderheit sind die Schubkarrentaxis. Sie findet man in Märkten, aber auch an den Straßen. Sie warten mit ihren Schubkarren mit Vollgummirädern auf Leute, deren Waren sie transportieren wollen.
Und eine dritte Besonderheit sind die einachsigen Holzkarren, die von je einem Mann gezogen, allerhand an Gewicht transportieren. Die Männer hängen so richtig zwischen den zwei Zugstangen,
um mit ihrem Gewicht und ihrer Kraft das Gefährt nach vorne zu bewegen. Auch sie bewegen sich in dichtem Verkehr, mühen sich mit den Löchern in den Straßen ab. Es ist eine schwere Arbeit. In der haitianischen naiven Malerei werden sie mit ihrem Karren oft als Motiv genommen. Ihr hartes Leben wird dabei mit den wunderschönen bunten und klaren Farben geschönt.

Mittwoch, 7. August 2013

Die Straße- der Lebensnerv des Landes

Dieser Titel, nicht weil es im Land viele und tolle Straßen gäbe, sondern weil, so gewinnt man den Eindruck, sich das Leben auf, bzw. am Rande der Straße abspielt.
Viele Menschen sind zu Fuß unterwegs, und/oder sitzen am Farbrandrand mit dem Rücken zur Fahrbahn und unterhalten sich mit ihren Leuten,. Dann gibt es Marktstände in Dörfern und Städten entlang der Straßen, wodurch sich noch mehr Menschen auf der Straße oder neben der Straße befinden. In vielen Orten wird der Verkehr durch Querschwellen gezähmt. Diese Querschwellen sind mörderisch für das Auto, wenn man sie nicht rechtzeitig erkennt.Man muß fast immer anhalten und ganz langsam drüberfahren. Will man etwas kaufen, hält man einfach an und macht seine Einkäufe vom Auto aus. Die Händler/innen kommen meist schon angelaufen. Wenn andere Autos dahinter anhalten und warten müssen, schert niemanden. Anhalten tun auch zu jeder Zeit und meist ohne Blinkzeichen die landesüblichen Sammeltaxis, meist überladen, aber auch meist ohne Rücklichter, Bremslicher und fehlerhaften Scheinwerfern. Nachfahrten sind von daher recht gefährlich. Zumal auch defekte oder geparkte Autos ohne Stand/Rücklicht in der Dunkelheit stehen. Autos, die wohl für immer kaputt sind, werden einfach am Straßenrand stehen gelassen. Oder Autos werden auf der Straße repariert und selten wird bei Pannen nicht richtig an den Straßenrand gefahren. Schrottautos, defekte Autos sind vielfach Ursachen für lange Staus, insbesondere in Port au Prince. Nicht ohne Grund brauchen wir zum Flughafen, der auf der anderen Seite der Stadt in ca.50 km Entfernung liegt, in der Regel 2 Stunden. Haben auch schon drei Stunden gebraucht. Die Autos, die Sammeltaxis und die Busse sind zum großen Prozentsatz in miserablem Zustand. Von daher die große Pannenquote.
Die neueren Autos sind allerdings fast alles Geländewagen, weil sie robust und für die Schotterstraßen und die vielen Löcher in den Straßen besser geeignet sind. Beim Fahren muss man den Blick immer konzentriert auf den Straßenabschnitt vor sich gerichtet haben: Menschen, abgestellte Fahrzeuge, Querschwellen und Löcher. Einmal den Blick aus dem Seitenfenster schweifen lassen und schon hat es einem erwischt -ein Loch, eine Querschwelle, vielleicht mal ein Huhn, eine Ziege, oder ein Sandhaufen, den sich jemand an den Straßenrand für seine Baumaßnahme hat kippen lassen.  Die Straße wird eben für vieles, für alles genutzt. Der Blick muss aber auch auf die anderen Verkehrsteilnehmer gerichtet sein, denn, so nenne ich, Werner, das: in Haiti fährt man kreativ und abenteuerlich. Man sucht sich die Bahn, wo man schneller voran kommt, auch wenn es die Bahn für den Gegenverkehr mit dopplter durchzogener Linie ist, oder man überholt rechts. Wer Platz braucht, schneller vorankommen möchte, hupt, und/ oder schaltet die Warnblinker an. Gehupt wird immer und überall. Folglich hat der Straßenverkehr einen Lärmpegel, der kaum auszuhalten ist. Man muss hier mit allem rechnen. Das wissen die Verkehrsteilnehmer. Sicher gibt es eine StvO, aber an die halten sich die wenigsten. Der, die Stärkere gewinnt. Wer zaghaft fährt, immer andere vorlässt, steht morgen noch an derselben Stelle. Man muss seine Nase, sprich den Kühler, besser noch die verstärkten Stoßstangen, immer nach vorne schieben und nur wenige Zentimeter entscheiden, wer nach vorne fahren, sich einfädeln kann. Dazwischen fahren die Motorräder und suchen ihre Lücken, besetzt mit 1-5 Personen, Gepäck, Waren- hoch, breit, volumig (heute gesehen: eine Glastüre quer)
Ich merke, mir gehen die Worte aus, sie fehlen mir, um das Geschehen auf den Straßen, den Lebensnerv des Landes zu bescheiben. Es ist unbeschreiblich. Das muss man erleben.

Sonntag, 4. August 2013

Natürliche Medizin in den Tropen

Auf einem Kirchentag vor einigen Jahren wurde Roswitha auf einen Stand aufmerksam, der über  natürliche Medizin in den Tropen informierte. In Vorbereitung auf unseren Aufenthalt hier in Haiti nahm Roswitha Kontakt mit dem Initiator, Dr. Hans-Martin Hirt aus Winnenden bei Stuttgart auf.
Für uns kam die Pflanze Artemisia annua aus der Pflanzenfamilie Beifuss in Betracht, denn deren getrocknete und zerkleinerte Blätter als Tee getrunken, sollen gegen Malaria helfen. Zum einen stärkt es die Abwehrkräfte, zum anderen sollen die Moskitos weniger Gefallen am mit Artemisia "angereichertem" Blut finden.  Das Mittel ist in der chinesischen Volksmedizin schon seit 168 v. Chr. bekannt.
Wir haben uns fertigen Tee schicken lassen und seit wir hier sind, trinken wir jeden Morgen diesen Tee. Wir haben schon den Eindruck, dass der Tee uns bisher geholfen hat, denn wir sind beide noch nicht an Malaria erkrankt, was fast alle Freiwilligen vor uns leider durchmachen mußten. Natürlich ist dies kein wissenschaftlicher Beweis für die Wirkung, denn wir können ja nicht sagen, dass wir an Malaria erkrankt wären, wenn wir diesen Tee  nicht getrunken hätten.
Außer dem fertigen Tee haben wir auch Samen mitgebracht. Gleich nach unserer Ankunft hat Roswitha diesen in Plastikbecher (im Flugzeug erbeten) mit Erde ausgesät. Als Lichtkeimer durfte er kein Wasser von oben bekommen. Da wir die Becher tagsüber in die Sonne rausgestellt haben, hat dann doch so mancher plötzlicher Regen die Keimlinge überrascht. Nicht alle sind was geworden, aber einige hat Roswitha nun ausgepflanzt und wir hoffen, dass sie wachsen. Wenn es mal Büsche geworden sind, können die Bewohner des Kinderheimes jeden Tag einen solchen Tee zur Stärkung der Abwehrkräfte trinken. Einigen Samen haben wir der landwirtschaftlichen Versuchsstation und Ausbildungsstätte in Les Cayes übergeben, weil wir denken, dass das Saatgut dort in guten Händen ist. (Über unsere Besuche in der Versuchsstation haben wir in früheren blogs geschrieben.)
Eine weitere Heilpflanze ist der Moringabaum. Auf diesen wurde Roswitha durch ihre Arbeit im Vorstand unseres Hilfswerkes  aufmerksam, wie auch durch die Kontakte mit der o.g. Initiative. Die Moringablätter getrocknet und zerrieben dem Essen (Salat) zugetan, stärken die Widerstandskräfte durch ihren hohen Gehalt an Wirkstoffen und Vitaminen. Zufällig sah Roswitha an der Straße von Port au Prince nach Leogane ein Hinweisschild für eine Moringa-Plantage in deutsch-haitianischer Zusammenarbeit. Von dem Mitarbeiter der Plantage bekamen wir einige Samenschoten. Daraus zog Roswitha inzwischen kleine Pflänzchen. Drei davon hat Roswitha hier eingepflanzt und ein Pflänzchen an eine Familie in einem Waisenheim in Gonaives übergeben, wie auch ein Artemisia Pflänzchen, die gerade letzte Woche auf einem Kurzbesuch hier war. (Über unseren Besuch in Gonaive in einem früheren "blog").
Nun hoffen wir, dass die Pflänzchen wachsen, zu Bäumen werden,  und in einigen Jahren die Kinder und Jugendlichen getrocknete und zerrriebene  Blätter als Beigabe zu ihrem Essen erhalten, zum Wohle ihrer Gesundheit.
Die Idee ist, dass in den Tropen jeder/jede in seinem/ihrem Garten einen Artemisia Busch und einen Moringa Baum stehen hat und somit kostenfrei heilende natürliche Kräfte nutzen kann. Obwohl die pharmazeutische Industrie zum großen Teil natürliche Wirkstoffe für ihre Arznei nutzt, und damit viel Geld verdient, hat sie kein Intersse daran, dass jeder und jede seinen/ihren Busch/Baum im Garten hat, und somit auf diese Weise direkt und kostenfrei an die Wirkstoffe kommt, die sie ansonsten "verpackt" in Pillen, etc. teuer verkauft.


Samstag, 3. August 2013

Die Zeit läuft

Inzwischen sind wir drei Monate hier. Noch 6 Wochen sind es, bis wir am 11. September nach Hause zurückgekehrt sind. Am 10. September werden wir in New York sein. Wir hoffen, dass es wegen dem "Datum" keine Flugänderungen und Verspätungen gibt.
Heute vor einer Woche, am 27. Juli flog ich, Werner, über Fort Lauderdale nach Chicago, um am Goshen College an einer Trainingswoche teilzunehmen. Die Mennonitischen Weltkonferenz will in ca. 20 Ländern eine Befragung in unseren Gemeinden durchführen, unter den Stichworten: "Was glauben wir, wo stehen wir, wohin gehen wir, etc.?"  Von unserer "Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland (AMG)" wurde ich schon im Frühjahr gefragt, ob ich die Befragung innerhalb unserer Gemeinden in Deutschland leiten möchte. Zur Einführung in diese Befragung, Inhalt und Methodik, etc. gab es also diese Schulung, die am Goshen College im Staate Indiana stattfand. Heute bin ich nun aus diesem gegenwärtig kühlen und regnerischen Gebiet der USA wieder in das heisse Haiti zurückgehehrt. Diese kurze Erfrischungs- und Erholungspause hätte ich eher Roswitha gegönnt. Doch sie mußte hierbleiben und alles zu managen, was es an Arbeit und Entscheidungen gab.
Die Arbeit geht hier gut weiter. Das Maurerteam ist mit dem Hochmauern von Wänden fertig und beginnt jetzt mit dem Verputzen der Innenwände. Der Vorarbeiter hat auch schon drei Türen eingebaut -zwei im Gästehause und eine im Schlafhaus für die Mädchen. Immer mehr nehmen die Gebäude Gestalt an. Um das Gästehaus haben wir noch mehr Blumen und Sträucher gepflanzt, sowie einen Rasen angelegt. Inzwischen haben wir einige Betten aus Holz anfertigen lassen und Stockbetten aus Stahl gekauft. Vor einiger Zeit lernten wir einen Künstler kennen, der aus Blech durch Behämmern und Ausschneiden alles Mögliche herstellt. Neben einem "Baum", der an
die Wand gehängt werden soll, haben wir vier Lampenschirme und den Rahmen für einen Spiegel bestellt. Nach Sitzmöbeln halten wir noch Ausschau, wie auch nach Küchenmöbeln. Als Importware gäbe es schöne Sachen, doch die sind sehr teuer und außerdem soll das einheimische Handwerk in den Genuss unseres Auftrages kommen. So zeichnen sich die Arbeit ab, die wir in der verbleibenden Zeit noch erledigen wollen.
Am 24. August kommt eine 9-köpfige Freiwilligengruppe aus Österreich für zwei Wochen zu uns. Neben Streicharbeiten gibt es Erdarbeiten, Elektro- und Schreinerarbeiten, die es zu erledigen gibt. Wir können schon so konkret an diese Arbeiten denken, weil in der Gruppe sich ein Schreiner und ein Elektriker befinden wird.  So kommen wir wieder ein Stück weiter.

Gesundheitlich geht es uns gut. Roswitha war diese Woche jeden Tag mit den Kindern schwimmen.
Die haben jedes Mal einen Riesenspaß, lernen fleißig schwimmen und "toten Mann" spielen, was ihnen Roswitha beibringt. Ständig rufen sie, "Roswitha schau mal", "Roswitha hilf mal", was anstrengend und glelchzeitig schön ist. Jede/r will Beachtung finden, denn die Mädchen waren auch jeden Tag mit dabei, sodass das fast 25 Kinder waren. Darum teilte Roswitha sie in den folgenden Tagen in zwei Zeitgruppen ein. Heute waren wir beide mit ihnen schwimmern.
Seit unsere beiden jungen Freiwilligen weg sind, hat Roswitha die alleinige Verantwortung für die Finanzen, wie Abrechnungen einbuchen, wöchentlich die Gehälter auszahlen, die Konten für Dollars und Gourdes führen und vieles mehr. Täglich sitzt sie 1-2 Stunden im Büro und arbeitet die Finanzbewegungen in die Computerdateien ein.

So viel dann mal wieder für heute. Wir wünschen euch allen einen erholsamen Sonntag und guten Wochenanfang.

Canadische Freiwilligengruppe

Am vergangenen Samstag haben Roswitha und ich (das war unsere erste Fahrt alleine nach Porto au Prince) 4 freiwillige Helfer und deren Leiter vom Flughafen abgeholt. Sie sind in den zwei Bungalos untergebracht, die uns für Freiwilligengruppen zur Verfügung stehen. Zusätzlich ist in unserem Bungalow noch ein Zimmer mit zwei Betten, das aber gegenwärtig nicht gebraucht wird. Bungalow hört sich gut. Sie waren vielleicht auch mal schön zu früheren Zeiten. Es sind einfache Flachbauten mit 2 Zimmern, einem Vorraum mit Kochnische und einem Dusch-Toilettenraum, welche bislang kein Fenster hatten. In den vergangenen Wochen habe ich Durchbrüche gemacht und damit Licht in die finsteren Dusch-Toilettenräume gebracht. Unser Vorarbeiter hat sie schön ausgemauert und je ein Moskitogitter gemacht. Bedingt durch das Erdbeben, dem die Bungalows zwar standgehalten haben, dringt Feuchtigkeit durch die Decken. Salpeter bildet sich, der Verputz bröckelt von Decken und Wänden ab.  In unserem Bungalow, das sogenannte Bosshaus, wurden Wände rausgenommen, sodass  wir einen großen Vorraum mit Koch- und Essbereich haben. Zu 9 haben wir gerade Platz, um darin unsere Mahlzeiten einzunehmen. Wenn die 2. Freiwilligengruppe am kommenden Samstag kommt, müssen wir in dem offiziellen Speisesaal essen. Weil sich darin durch die Lage bedingt besonders viele Moskitos tümmeln, sowie auch Ratten und Mäuse sich nach Nahrung umsehen, haben wir diesen Raum nur am Anfang ein paar Mal benutzt. Doch jetzt mit 17 Personen müssen wir uns in die Höhle der ungeliebten Tiere stürzen. Zwar haben wir oberen Holzwandelemente abgenommen, damit mehr Licht und Luft  reinkommt. Ob was nützt werden wir ab Samstagabend merken.
Nun, was machen die Freiwilligen?
Einer der Männer ist Elektroingenieur und macht die Elektroinstallation zusammen mit Caspar und einem einheimischen Studenten, der von GAiN mit einem Stipendium unterstützt wird, im zukünftigen Schlafhaus für die Mädchen. Da unser Maurerteam mit dem Schlafhaus für die Jungen fast fertig ist, werden sie in der zweiten Woche darin weiterarbeiten. Die anderen Freiwilligen arbeiten an der Außenanlage des Gästehauses unter der Leitung von Raphael und mir. Mit großen Sandsteinen wurden an zwei Seiten des Gebäudes schöne Mauern gesetzt, die die Blumen- und Sträucherbeete umfassen. So konnte Roswitha die ersten Blumen und Pflanzen, die sie gesammelt hatte, nun endlich einpflanzen. Es ist eine schweißtreibende Arbeit, wenngleich es gegenwärtig ungewöhnlich kühler ist (der angesagte Hurrikan fand wohl einen anderen Weg und kam nicht nach Haiti). Heute früh schien nicht mal die Sonne. Und gestern Nachmittag regnetes es, sodass wir die Außenarbeiten abbrechen und im Gästehaus mit dem Streichen von Wänden begonnen haben. Da die Schlahäuser im Quadrat mit einem lichten Innenhof gebaut sind, der mit Erde aufgefüllt und mit Bäumern und Sträuchern bepflanzt werden soll.
Diese Aufgabe hat hauptsächlich die zweite  Freiwilligengruppe geleistet. Mit Schaufeln, Haken und Pickeln sind sie bei sengender Hitze an die Arbeit gegangen. Erde wurde gesiebt, Steine rausgelesen,- und immer wieder Trinkpausen eingelegt. Ihre Arbeit wurde belohnt: Mit einer Pflanzaktionvon Blumen und Sträuchern am letzten Arbeitstag ihres Hierseins.
Außerdem führten sie zwei Filmabende und zwei Spielnachmittage für Kinder durch. Mit dem Baden/Schwimmen mit den Kindern hatten sie es nicht so arg. Ob das Wasser zu schmutzig war/ist?
Jedenfalls durften sie bei einem Badeausflug an die Südküste den herrlichen Strand von Haiti erleben und genießen.