Mittwoch, 7. August 2013

Die Straße- der Lebensnerv des Landes

Dieser Titel, nicht weil es im Land viele und tolle Straßen gäbe, sondern weil, so gewinnt man den Eindruck, sich das Leben auf, bzw. am Rande der Straße abspielt.
Viele Menschen sind zu Fuß unterwegs, und/oder sitzen am Farbrandrand mit dem Rücken zur Fahrbahn und unterhalten sich mit ihren Leuten,. Dann gibt es Marktstände in Dörfern und Städten entlang der Straßen, wodurch sich noch mehr Menschen auf der Straße oder neben der Straße befinden. In vielen Orten wird der Verkehr durch Querschwellen gezähmt. Diese Querschwellen sind mörderisch für das Auto, wenn man sie nicht rechtzeitig erkennt.Man muß fast immer anhalten und ganz langsam drüberfahren. Will man etwas kaufen, hält man einfach an und macht seine Einkäufe vom Auto aus. Die Händler/innen kommen meist schon angelaufen. Wenn andere Autos dahinter anhalten und warten müssen, schert niemanden. Anhalten tun auch zu jeder Zeit und meist ohne Blinkzeichen die landesüblichen Sammeltaxis, meist überladen, aber auch meist ohne Rücklichter, Bremslicher und fehlerhaften Scheinwerfern. Nachfahrten sind von daher recht gefährlich. Zumal auch defekte oder geparkte Autos ohne Stand/Rücklicht in der Dunkelheit stehen. Autos, die wohl für immer kaputt sind, werden einfach am Straßenrand stehen gelassen. Oder Autos werden auf der Straße repariert und selten wird bei Pannen nicht richtig an den Straßenrand gefahren. Schrottautos, defekte Autos sind vielfach Ursachen für lange Staus, insbesondere in Port au Prince. Nicht ohne Grund brauchen wir zum Flughafen, der auf der anderen Seite der Stadt in ca.50 km Entfernung liegt, in der Regel 2 Stunden. Haben auch schon drei Stunden gebraucht. Die Autos, die Sammeltaxis und die Busse sind zum großen Prozentsatz in miserablem Zustand. Von daher die große Pannenquote.
Die neueren Autos sind allerdings fast alles Geländewagen, weil sie robust und für die Schotterstraßen und die vielen Löcher in den Straßen besser geeignet sind. Beim Fahren muss man den Blick immer konzentriert auf den Straßenabschnitt vor sich gerichtet haben: Menschen, abgestellte Fahrzeuge, Querschwellen und Löcher. Einmal den Blick aus dem Seitenfenster schweifen lassen und schon hat es einem erwischt -ein Loch, eine Querschwelle, vielleicht mal ein Huhn, eine Ziege, oder ein Sandhaufen, den sich jemand an den Straßenrand für seine Baumaßnahme hat kippen lassen.  Die Straße wird eben für vieles, für alles genutzt. Der Blick muss aber auch auf die anderen Verkehrsteilnehmer gerichtet sein, denn, so nenne ich, Werner, das: in Haiti fährt man kreativ und abenteuerlich. Man sucht sich die Bahn, wo man schneller voran kommt, auch wenn es die Bahn für den Gegenverkehr mit dopplter durchzogener Linie ist, oder man überholt rechts. Wer Platz braucht, schneller vorankommen möchte, hupt, und/ oder schaltet die Warnblinker an. Gehupt wird immer und überall. Folglich hat der Straßenverkehr einen Lärmpegel, der kaum auszuhalten ist. Man muss hier mit allem rechnen. Das wissen die Verkehrsteilnehmer. Sicher gibt es eine StvO, aber an die halten sich die wenigsten. Der, die Stärkere gewinnt. Wer zaghaft fährt, immer andere vorlässt, steht morgen noch an derselben Stelle. Man muss seine Nase, sprich den Kühler, besser noch die verstärkten Stoßstangen, immer nach vorne schieben und nur wenige Zentimeter entscheiden, wer nach vorne fahren, sich einfädeln kann. Dazwischen fahren die Motorräder und suchen ihre Lücken, besetzt mit 1-5 Personen, Gepäck, Waren- hoch, breit, volumig (heute gesehen: eine Glastüre quer)
Ich merke, mir gehen die Worte aus, sie fehlen mir, um das Geschehen auf den Straßen, den Lebensnerv des Landes zu bescheiben. Es ist unbeschreiblich. Das muss man erleben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen